Die schwäbisch-alemannische Fasnacht war nie Fest der Obrigkeit. Sie war auch nie ein Anlass zum Feiern, der vom Adel oder vom Klerus gegeben war. Im Gegenteil: Fasnet war immer etwas, das sich das einfache Volk genommen hat. So war es vielerorts die arme Landbevölkerung, die - tief verwurzelt im katholischen Glauben - diese bäuerlichen Bräuche des Vermummens, des Auf-die-Schippe-Nehmens und des Spiegelvorhaltens, stets vor der Fastenzeit pflegte und lebte. So auch im Kißlegg des 17. Jahrhunderts: Hier sorgte das „Hudelmanns-Gesindel“ für rege Fasnetsumtriebe. Es existiert ein herrschaftlicher Originalrezeß über die Nachtwacht zu Kißlegg und über „fremde, landfahrende Leute und dergleichen unnütz Gesündel betreffend" (Signatur WoKi 2490), in dem die Bezeichnung „sonst unnütz herumvagierendes Hudelmanns-Gesindel" vorkommt. In diesem Rezeß bzw. in dieser Instruktion ist auch noch die Rede davon, dass die Waibel dieses Hudelmannsgesinde in das Narrenhaus einzusperren Macht und Gewalt haben. Der Originalrezeß vom 9. August 1689 ist amtlich mit den zwei Kanzleisekreten beider Kißlegger Herrschaften gesiegelt. Dies besagt, dass sowohl die Archivalien des Fürstl. Waldburg - Zeil'schen als auch des Fürstl. Wolfegg'schen Gesamtarchivs, in denen die Archivbestände der ehemaligen beiden Kißlegger Herrschaftshälften heute liegen, urkundlich einwandfrei belegen, dass das Hudelmannsgesindel im Kißleggischen wirklich historisch existiert hat. Was aber ist mit „Hudelmannsgesinde“ gemeint? Der Archivdirektor des Archivs zu Schloß Zeil, Dr. Rudolf Rauh, definierte den Begriff 1969 folgendermaßen in seinen gutachtlichen Bemerkungen zu den Figuren der Kißlegger Narrenzunft:
„Das Wort „Hudel" bedeutet zunächst einen Lumpen, Tuchfetzen, dann aber - auf einen Menschen übertragen - einen Lump, Taugenichts. Der „Hudelma", oder das „Hudelmale" ist ein Mann aus dem niederen Stande, der nichts genau nimmt.“
Noch im Gründungsjahr der Narrenzunft 1966, haben Elisabeth Ersepke und Jürgen Hohl mit dem Hudelmale eine ansehnliche, sehr veredelte Lumpengestalt geschaffen: Es trägt eine weinrote Hose aus schwerem Samt mit olivgrünen Streifen an den Beinenden und einen olivgrünen (Samt-) Kittel mit weinroten Streifen an den Ärmeln. Auf der roten Larvenhaube sitzt eine schwarze Perücke und ein olivgrüner Filzhut welcher mit einem Fuchsschwanz und einem Glöckchen verziert ist. Auf einen schwarzen Leibriemen sind sieben verschieden große Schellen genietet. Die Original-Larve - wie die der anderen Figuren von dem Bad Wurzacher Schnitzer Klaus Demeter geschaffen - hat einen heiter dümmlichen Ausdruck. Weitere Maskenvariationen des Hudelmales zeigen sich mit herausgestreckter Zunge, Zahnlücke, Bart oder ähnlichen Attributen. In der Hand schwingt das Hudelmale einen Haselnussstecken, von dessen Spitze drei Fuchsschwänze herabbaumeln. Er dient als Wink- und Neckinstrument. Zum Häs werden schwarze oder Braune Schuhe und Handschuhe getragen. Unter den ca. fünfhundert Hästrägern in Kißlegg überwiegt diese Figur.
Auch Kinder sind gerne als Hudelmale unterwegs. Anstelle der Larve mit Hut tragen die „Kleihudler“ eine rote Kapuze mit einem Fuchsschwanz. Sie "hudeln" getrennt von der Schar der "großen Hudelmale" und führen so, gemeinsam mit der Hudel-Standarte, die Kißlegger Narrenzunft im Umzug an.