NarrenbrunnenDer Kißlegger Narrenbrunnen wurde am 09. Januar 1988 von unserem damaligen Zunftmeister Otto Hengeler und Vertretern der Gemeinde Kißlegg und der VSAN (Vereinigung schwäbisch-alemannischer Narrenzünfte) in einer feierlichen Zeremonie eingeweiht. Musikalisch umrahmt wurde die Einweihung von der Hudelmusik, dem Fanfarenzug und der Schalmeienkapelle "Dilldabba" Kißlegg.

Sechs Brunnen stellten in früheren Zeiten die öffentliche Wasserversorgung in Kißlegg sicher. Diese wurden nach und nach entfernt. Seit dem Abbruch des Marienbrunnens bei der Apotheke im Jahre 1936 mussten mehr als fünfzig Jahre ins Land ziehen, bis in Kißlegg wieder Wasser aus einem neuen öffentlichen Brunnen plätscherte. Mittlerweile steht wieder ein Trogbrunnen auf dem Platz vor der katholischen Pfarrkirche St. Gallus und Ulrich, ein zweiter in der Jägerstraße.

Narrenbrunnen im SchneeAm 11.11. beginnt für die Kißlegger Narren die "Hohe Zeit": Vor dem Narrenbrunnen wird das Narrenbäumle von den Zunfträten gesetzt. Jeder der Räte trägt ein kleines Kännchen mit dem Wunderwasser für eine glückselige Fasnet bei sich, mit dem er das Bäumchen begiesst. 1986 hatte der damalige Leiter des Technischen Amtes der Gemeinde Kißlegg, Heribert Schoch, beim tradtitionellen Kuttelnessen nach dem Narrenbaumsetzen ein Modell eines Brunnens im Maßstab 1:10 vorgestellt. Nachdem die Kostenfrage (58.989,23 DM) geklärt war, konnte der Rottweiler Bildhauer Siegfried Haas den 3,6 Meter hohen Brunnen mit den vier rund einen Meter grossen, gießkannenbewehrten Kißlegger Fasnetsfiguren Hudelmale, Schnarragagges, Grundholde und Reitenderle ausführen.

Der Bronzeguß wurde von der Glockengießerei Caspar aus Pforzheim ausgeführt. Rumpf und Extremitäten der Figuren wurden jeweils für sich gegossen und anschliessend verschweisst, um dann vom Künstler nachbearbeitet zu werden. Die Wasserversorgung wird von der Kreissparkasse Ravensburg „für alle Zeiten“ gewährleistet.

Der Narrenbrunnen(1) Dem Schnarragagges liegt eine eiserne Schandmaske aus dem 17. Jahrhundert zugrunde. Sie wurde einst den Übeltätern zur Brandmarkung und Strafe aufgesetzt. Das Original befindet sich heute noch auf der Waldburg. Die Maske hat als Nase einen überlangen Schnorchel mit einem Glöckchen an der Spitze, Eselsohren und eine Verriegelung am Hinterkopf, die mit einem grossen Schloß verschlossen wird. Es ist bekannt, dass ein Koch, der einem Schloßfräulein zu nahe gerückt war, von der Kißlegger Herrschaft mit dieser Schandmaske, einem Büßerkleid und einem Kerzenlicht in der Hand an den Pranger gestellt wurde. Die Vorübergehenden konnten den Sünder nicht nur verhöhnen, sondern auch peinigen. Sie brauchten nur an dem langen Schnorchel der Maske zu rütteln, und dem Gedemütigten tat „der Grind recht weh“.

(2) Das Hudelmale ist die beherrschende Figur der Kißlegger Fasnet und erinnert an das vor über 300 Jahren durch Fasnetsumtriebe bekannt gewordene Hudelmannsgesinde. Das Gewand des Hudelmales ist deshalb ein einfaches Bauerngewand aus dieser Zeit mit einem Schellengurt. In der Hand trägt es einen Stab mit Fuchsschwänzen. Der Schellengurt symbolisiert die Streiche, durch die die Hudelmale immer wieder auf sich aufmerksam machten, der Fuchsschwanz aber die Schlauheit, mit der sie sich immer wieder einer Bestrafung entzogen - es ist in Kißlegg kein Fall bekannt, bei dem es einmal zu einer Verurteilung solcher Leute gekommen wäre. Auch die Maske, die halb lustig, halb bösartig erscheint, soll das schelmische Wesen dieser Hudelmale darstellen.

(3) Das Reitenderle erinnert an die in Kißlegg ansässige Edelfrau von Schönau, die als „schwäbisches Reitenderle“ ihre Zeitgenossen im 16. Jahrhundert oft genarrt hat.

(4) Der Grundholde zeigt die fastnächtlich verkehrte Welt, nämlich den Bauern als Herrn. Die Grundholden feierten in der Herrschaft Kißlegg noch bis ins 19. Jahrhundert die Fasnet mit. Sie tragen ein prächtiges Rokokogewand, das auf unsere oberschwäbische Barock- und Rokokolandschaft hinweisen soll: Eine weiße, mit Ornamenten bestickte Hose, eine Weste und einen Bratenrock, mit Spitzen reich verziert. Als Kopfbedeckung wurde ein adrettes Barett gewählt. Als besondere Attribute kommen ein weißes Körbchen und ein weißer Schirm dazu. Die Maske zeigt im Gegensatz zum Hudelmale feine Gesichtszüge. Das Geschell besteht aus weißem Koppelzeug und vernickelten Glocken.

(5) Die vier bronzenen Figuren tanzen mit ihren Gießkannen um den Hudelbaum, der in Wirklichkeit am "Gumpala Dunschtig", also zu Beginn der Hauptfasnet, abends nach dem Freiluft-Fasnetsspiel auf dem Rathausplatz aufgestellt wird.

(6) Hinweisschild: Bitte nicht vom Wasser saufen!

 

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